„Man beginnt zu sehen, dass die „Bundesnotbremse“, die wir im April in Berlin beschlossen haben, langsam zu wirken beginnt. Jetzt müssen wir bei aller Vermeidung von Rückschlägen aber klar und deutlich einen Plan für die Zeit danach schaffen! Wir brauchen neben einer Inzidenz-basierten Öffnungsstrategie in den kommenden Wochen auch eine kräftige kreative und förderliche Unterstützung für die besonders betroffenen Branchen“, betont Bundesminister a.D. Christian Schmidt MdB. Auch in unserer Region Fürth/Neustadt-Aisch zeige sich ein sehr unterschiedliches Bild der Betroffenheit durch die Corona Pandemie. „Allerdings sind im Gegensatz zu einigen Branchen, vor allem im produzierenden Gewerbe, die doch relativ anständig über die Runden kommen, insbesondere der Einzelhandel, Gastronomie, Messebau, Kultur und manch andere existenziell bedroht. Deswegen trete ich auch unter dem Eindruck vieler Gespräche mit Vertretern dieser Branchen dafür ein, dass wir folgende Wege gehen:
Es ist nachvollziehbar, dass sich der stationäre Fachhandel gegenüber den privilegierten Supermärkten mit Lebensmittel- und eben auch Nicht-Lebensmittel-sortiment zurückgesetzt fühlt. Es sollte verstärkt überprüft und sichergestellt werden, dass sich nicht doch in manchen privilegierten Geschäften, d.h. Supermärkten und den großen Ketten des Lebensmitteleinzelhandels, eine schleichende Ausbreitung des Sortiments ergibt, die gerade darauf abzielt, von dem sogenannten stationären Einzelhandel, insbesondere in unseren kleinen und größeren Orten, die Kaufkraft noch mehr abzuziehen.
Hier müssen wir die Strategie schärfen. Da ist auch die Fairness des Handels untereinander sehr gefordert. So sollte auch bei Inzidenzen über 100 für Geimpfte ein Zugang ohne Testung zu Fachgeschäften auch ohne Anmeldung möglich sein und grundsätzlich für andere mit Testung „click and meet“ ermöglicht werden. Bei der Impfung sollten Inhaber und Personal dieser Fachgeschäfte jetzt genauso wie Personal im Lebensmitteleinzelhandel priorisiert werden. Die AHA-Regeln müssen natürlich trotzdem eingehalten werden.
Wir haben zudem ein großes Interesse daran, dass auch nach dem Ende der Pandemie der Handel eine Chance hat. Ohne Geschäfte insbesondere in den Innenstädten geht auch Lebensqualität verloren. Deswegen müssen wir mit kräftiger Unterstützung unter die Arme greifen, neuen Ideen Platz geben und erfreuliche Selbsthilfeinitiativen des Handels, wie es sie in Fürth oder Neustadt/Aisch schon gibt, unterstützen. Das muss die Städtebau- und Mittelstandsförderung leisten. Eine Förderung kombinierter Geschäftsmodelle von Kauf und Beratung vor Ort und Bestellung und Lieferung gehört dazu.
Lieferungen durch internationale Versandkonzerne sind in Ordnung, aber nicht als Monopol – und langsam kommen wir leider dahin. Päckchen finanzieren keine Päckchen, sondern Menschen durch Handel und Wandel. Deswegen müssen wir auf den Tisch bringen, wie diejenigen Handelsunternehmen, die von der Pandemie wirtschaftlich sehr profitieren, auch einen Beitrag zur Erhaltung des stationären Angebots für den Handel zu verlangen. Für Gastronomie und Kultur bedarf es ähnlicher Konzepte.
Ich will meinerseits sehr zeitnah in Werkstattgesprächen mit Betroffenen meinen Beitrag zur Umsetzung leisten.“